Für welche Geschichte wünschst du dir mehr Gehör?
Vögele Kultur Zentrum
Vögele Kultur Zentrum
Für welche Geschichte wünschst du dir mehr Gehör? Diese Frage haben wir unseren BesucherInnen in der Zusatzausstellung «Die Macht der Erzählung» gestellt. Entstanden ist eine Wand voller Geschichten. Unterhaltsame, bewegende und überraschende Erzählungen, die uns zeigen, wie unterschiedlich und vielfältig unsere Perspektiven sein können. Einige davon möchten gerne mit Ihnen teilen:
Schwan an Angel, Handy im See
Am Sonntag war ich mit meinem Enkel in Rapperswil am Quai. Er ist 5 Jahre alt. Er wollte mit seiner selbst gebastelten Angelrute fischen und hängte ein Stückchen Brot an den Haken. Ich fotografierte ihn mit meinem Handy, legte es neben mich und sah in dem Moment mit Schrecken, dass die Schnur der Angel direkt in den Schnabel eines Schwans führte – er hatte angebissen! Vor Aufregung machte ich einen Satz zum Enkel und plumps fiel mein Handy in den See und versank langsam in den grossen Steinen. Flugs stieg ich ins Wasser und – welch ein Glück – nach ein paar Versuchen fanden es meine Finger zwischen den Steinen! Natürlich lief nichts mehr, aber nach einer Woche im Reisbad funktionierte es wieder tadellos.
Übrigens, der Schwan schnappte sich das Brot und schwamm friedlich davon...
Zurück, Stop und Start
Geschichten gibt es viele, gar manches wird erzählt, seit abertausend Jahren auf unserer Welt. Das eine ist erfunden, das andere nicht wahr – am Haar herbeigezogen, das niemals dünner war. Doch die eine, die ich meine, die habe ich selbst erlebt. Sie fährt einem tief in die Gebeine, auf das das Knochenmark erbebt. Es war so circa damals, in etwa ungefähr. Vielleicht auch etwas früher, kurz, lange ist es her. Wann immer es auch war, die Zeit spielt keine Rolle. Geschichten schauen nicht auf die Zeit, und das trifft ins Volle. Das ist die Geschichte, sie fing ganz harmlos an, doch dann… sie hatte kaum begonnen und schon war allen klar, es wird nie mehr wie es war. Ja das ist die Geschichte und wer sie nicht verstanden hat, drücke Zurück, Stop und Start.
Meine Eltern sind schon lange getrennt…
Wir haben den Kontakt zum Vater vernachlässigt. Er war oft nicht erreichbar oder besser gesagt, er hatte keine Zeit, Wir haben unsere Familiengeschichte nur einseitig erzählt bekommen. Also von meiner Mutter. Ich wünschte, ich hätte auch die Familiengeschichte von meinem Vater erzählt bekommen. Denn mir fehlt die andere Hälfte der Familiengeschichte.
Machtvoll…
…fühlte ich mich, als ich meinen Hausschlüssel versehentlich in der Mülldeponie entsorgte und ihn dann aber fand. Der Mitarbeiter der Mülldeponie erlaubte mir und meiner Partnerin, den Schlüssel nach Ladenschluss zu suchen. Es war eigentlich aussichtslos, in mehreren Kubik Pappe nach einem Schlüsselbund zu suchen. Ich war jedoch überzeugt, ich schaffe das. Ich spürte es. Sei überzeugt, du machst das!
Das goldige Schweinchen
Da steht es und wird geächtet als Narzisst! Wie gemein… Dabei ist es ihm so furchtbar langweilig und es hat heiss unter seinem Pelzmantel. Es träumt von:
guten Gesprächen
Schwarzwäldertorte
Zürichsee-Schwimmen
und manchmal auch von einem Kuss. All dies ist nicht möglich, weil es ja gar keine Beine hat. Folglich auch nicht davonlaufen kann. Verdammt! Hier im Museum zu bleiben und als Narzisst angeschaut zu werden. Armes goldiges Schweinchen.
(Die Geschichte bezieht sich auf die Skulptur Narcissus von Nina Stähli - im Bild daneben zu sehen)
Sie kriegen nicht genug von den Kurzgeschichten? Dann freuen Sie sich auf den 2. Teilen, der bald online verfügbar sein wird!